Mittwoch, 2. April 2014

Kunst im öffentlichen Raum / ehemalige Kleingartenkolonie aka Campus Rütli

Sagt Ihnen der Name "Rütli" noch etwas? Dem einen oder anderen Pädagogen unter Ihnen geht möglicherweise ein Licht auf. Die Rütlischule! Das war doch die "gefährliche" Schule im Berliner Ghetto Neukölln? Richtig.

2006 war sie deutschlandweit wochenlang Thema, denn die damaligen Lehrer/innen hatten einen Brandbrief verfasst, um die verzweifelte Lage an dieser Hauptschule deeskalieren zu lassen. Ich werde Sie nun nicht mit der Geschichte dieses Schuldramas langweilen. Nur so viel: der Rütli-Campus wurde zum wichtigsten Anliegen des Neuköllner Bürgermeisters und im Zuge dessen musste eine Autowerkstatt umgesiedelt werden und eine Kleingartenkolonie namens Hand-in-Hand, die schon seit 77 Jahren existierte, dem Erdboden gleichgesetzt werden. Der Abriss der grünen Oase passierte vor 2 Jahren und seitdem ist dort Brachland zu sehen.

Angeblich soll der Campus Rütli in diesem Jahr an der Stelle weitergebaut werden. Es soll ein Gebäude für Arbeitslehre und für berufsorientierende Angebote gebaut werden. Ich frage mich nur, ob man dafür wirklich so viel Grünland opfern musste... Viele Schüler/innen, Anwohner/innen und natürlich Kleingartenbesitzer/innen waren dagegen. Man hätte auch "Inklusion" betreiben können, z.B. zusammen mit den Schüler/innen die Gärten pflegen, Gemüse anbauen etc.
Im tazblog wurde kurz vor dem Abriss über die Kleingartenkolonie berichtet: hier bebildert nachzulesen.

Letzte Woche entdeckte ich allerdings eine Zwischennutzung auf der Brachebene: Plakate mit bunten bemalten Köpfen am Bauzaun und große weiße Klumpen, die an einem der alten erhaltenen Bäumen hängen... Ich habe keine Ahnung, wer der Künstler (oder die Künstlerin) ist, der das Gelände zurückerobert hat, aber ich finde es faszinierend.






März 2014



Hinter den Bäumen sieht man auf diesem Bild noch die Kleingartenkolonie, April 2010, Blick aus meiner Wohnung.

Das Wort "Kotzkölln" auf dem Gebäude im Hintergrund ist übrigens eine wunderbar emotionale Interpretation des Begriff "Kreuzkölln", das von Szenemagazinen und Berliner Trendentdecker gerne verwendet wird um das neutrendige Nordneukölln zu bezeichnen. Die hippe Konnotation, die Kreuzberg für manche beinhaltet (und ich schätze nicht, dass die Drogenszene Kreuzbergs Pate stand) sollte sprachlich mit dem bis dahin verpönte Neukölln gekreuzt werden, so dass ein braves szenetaugliches Kind Kreuzkölln geboren wurde, mit dem alle gerne spielen. Zumindest so lange, bis es einem auf die Lackschuhe kotzt... Kotzköln eben...




8 Kommentare:

  1. hmmm, was da wohl in den Kokons ausgebrütet wird? Bestimmt eine neue, heile Welt (❀‿❀)
    (über den Rest kann ich nur den Kopf schütteln!!)

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    1. WAAAAAAAAAAAH!!! Ich kann 3 x "interessant", 2 x beklöppelt aber KEIN x "gefällt mir" anklicken...wahrscheinlich weil's nix gibt, was einem an DER Situation gefallen kann *grübel*
      (ich klick jetzt nicht nochmal...vielleicht, hehe!)

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    2. GULP! 1 x "beklöppelt" ist nun weg...ich werd beklöppelt!

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    3. Sie haben jeden Kokon einzeln mit *interessant* bewertet???? LOL

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  2. ...NIVEAU, aber fett ;-) *freu*

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  3. oh, meine alte Heimat. In den Haus neben der Kleingartenkolonie habe ich jahrelang gewohnt. ( Ossastr. )

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    1. Wie ich kürzlich von Leuten, die auf dem Brachland inzwischen ihr Gemüse anbauen, erfahren habe, sind die Bauarbeiten um ein Jahr verschoben worden... Es ist also noch Platz zum Guerillagärtnern frei... Hab auch überlegt, ob ich da mitmache, aber dann müsste man doch frische Erde herankarren und sich jeden Tag kümmern (gießen). Mir wäre das sonst zu heikel, da die gute Erde doch abgebaggert wurde...

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