Donnerstag, 31. Dezember 2020

MONATSIMPRESSIONEN / DEZEMBER 2020

Manchmal nehme ich meinen Berliner Stadtplan in die Hand und gucke, ob ich mir noch unbekannte Seen oder Flüsse finde, und das ist dann mein Ausflugsziel... In diesem Fall war ich mir unsicher. Der See sah auf der Karte sehr klein aus, aber meinen Plan B hatte ich schon in der Hand: Sollte mich der See, den ich auserkoren hatte, enttäuschen, würde ich gleich wieder in die Bahn steigen, eine Station weiterfahren und mein Glück erneut ausprobieren. 

Mein neuentdeckter Ort des Monats ist der Biesdorfer Schlosspark. Der kleine See war... klein... und nicht sonderlich spektakulär, sagen wir mal, etwas pfützig... Aber der Park war - dank des schönen Dezemberwetters - einen Ausflug wert. Ich hakte den See ab, gab den Park aber die Chance, mir seine Schönheit zu zeigen.

Parkpfütze

Auf dem ersten Blick schien mir der Park zu geordnet und langweilig, aber das lag wohl am Eingangsbereich mit dem Flair eines Englischen Gartens. Ja, sicher, ganz hübsch, aber ich war nicht ganz in der Stimmung für Kultur und streng geordnete Baumreihen, wollte ich doch eher Zeit in der Natur verbringen... Aber dann sah ich wie verzweigt der Park aufgebaut war. Überall gab es kleine Überraschungen: Einen Eiskeller, einen Picknickparasol, einen Eulenkopf aus Bronze, ein Teehäuschen, dann wieder weitere Flächen, von wo aus man das Schloss betrachten konnte und Bäume querbeet. 

Ein Specht begrüßte mich, sobald ich mich mit meinem Plan A arrangiert hatte... Das war ein weiteres Zeichen, zu bleiben und mich einfach auf diesen Park, den ich mir zum erkunden ausgesucht hatte, einzulassen. OK, Park, zeig mir was du hast...

Wildbienenzone
Einige Stellen blieben abgeschirmt, damit die Waldbienen dort unbehelligt leben und Nektar sammeln konnten (also im Sommer... ich rede vom Sommer!), weil die Parkbesucher*innen die Parkblümchen nicht mit ihren Picknickdecken plattwälzen können; das Teehäuschen sah sehr märchenhaft aus und die Parkbühne war verwaist und wirkte wie vergessen. Man konnte sich gut vorstellen, wie dort in vergangenen Jahren Mitt-sommernachtsträume rezitiert würden... und am Schloss selbst versuchte eine Hochzeits-gesellschaft, den Zauber der Lockdown-Zeit auf Zelluloid zu bannen. Ich muss sagen, ich komme mit der Ruhe des Lockdowns gut zurecht: Man MUSS nirgendwo hin, man darf sich abschotten, man darf auch Unternehmungen alleine (und ohne Alibi-Hund) machen, ohne dass man komische Blicke bekommt... Und die Ruhe in diesem Park hat mir einfach gut getan.





Und in Neukölln und Kreuzberg waren keine Englische Gärten im Dezember zu sehen, aber das ist eine andere Geschichte: