Donnerstag, 18. Februar 2016

BÜCHERTAUSCH

(Dieser Beitrag erscheint heute parallel bei den Fredissimas. Kommentare für den Büchertausch bitte auch bei den Fredissimas posten, weil dort dein Gastbeitrag erscheinen soll.)

Das französische Testament, Roman von Andreï Makine
1995 erschienen (dt. Übersetzung, Original: frz.)

Eigentlich darf man über dieses Buch gar nicht so viel verraten, um den Zauber der Erzählung nicht zu zerstören...

Und es ist wirklich ein faszinierendes und stimmungsgeladenes Buch, bezaubernd und erheiternd, traurig und ernst, historisch wie zeitgenössisch, mehrere Generationen umfassend, mit einem zweigleisigen Fokus: erstens auf die Großmutter und auf ihren Enkel / zweitens zwischen Frankreich und Russland pendelnd, mit verschiedenen Erzählschichten, aber bis zum Schluss spannend, ergreifend und auch immer wieder überraschend...

Die Rahmenhandlung bilden die Erzählungen einer Großmutter, die in Russland wohnt und einen Koffer voller Zeitungsausschnitte aus ihrer französischen Heimat besitzt, aus denen sie ihre Geschichten schöpft. Die zweite Handlungsperspektive ist die des Enkels, der zwischen zwei Welten aufwächst: Zwischen der Welt dieser Geschichten und der Welt der Gegenwart. Seine Identität findet sich immer auf der Kippe zwischen Frankreich und Russland. Mal überwiegt die Fantasiewelt, in die er abtaucht, mit der er sich identifiziert, wodurch er allerdings zum Außenseiter wird und mal nähert er sich dem russischen Alltag an, in der Hoffnung, Anerkennung bei Seinesgleichen zu finden. Und dazwischen erfährt man immer wieder von der Stärke einer Frau, die sich nie anmerken lässt, wie schwer sie es im Leben hatte und die durch ihre Ruhe und Gelassenheit bis zum Schluss eine zarte Schönheit ausstrahlt.

Es ist eine wunderbare Geschichte über einen Jungen und seine Großmutter, über Kultur, Literatur, Erwachsenwerdung, Vergangenheitsbewältigung, Verdrängung, über Überlegen und Überleben... Großartig geschrieben und wirklich fesselnd, dieses Eintauchen in zwei Parallelwelten der (Zeit)geschichte.

Ich schließe mit einigen Ausschnitten aus den ersten Buchseiten:

Ich war noch ein Kind, da ahnte ich, daß dieses eigentümliche Lächeln einen sonderbaren kleinen Sieg für jede Frau darstellte. Ja, eine kurzzeitige Revanche für die enttäuschten Hoffnungen, die Grobheit der Männer, die Seltenheit des Wahren und Schönen im Leben. Wäre ich damals imstande gewesen, es auszudrücken, ich hätte diese Art zu lächeln "weiblich" genannt... Doch zu jener Zeit haftete meine Sprache noch zu sehr an Gegenständen. Ich begnügte mich damit, in unseren Photoalben die Gesichter der Frauen zu erforschen und das Aufleuchten der Schönheit in einigen von ihnen zu entdecken.
Diese Frauen wußten alle, was sie tun mußten, um schön zu sein, nämlich, kurz bevor das Blitzlicht sie blendete, jene geheimnisvolle französische Silbenfolge sprechen, deren Sinn nur wenige kannten: "pe-tite-pomme..." Statt sich in heiterer Verzückung oder ängstlicher Verkrampfung zu verziehen, rundete sich der Mund anmutig wie durch ein Wunder. Das ganze Gesicht war wie verwandelt. Die Brauen wölbten sich leicht, die Wangen dehnten sich. Man sagte "petite pomme", und ein Hauch von träumerischer Abwesenheit verschleierte den Blick, ließ die Gesichtszüge edler erscheinen, tauchte die Aufnahme in das gedämpfte Licht verflossener Tage.

(...)

In diese endlose Reihe von Blicken und Gesichtern drängte sich gelegentlich das Bild einer Frau mit ebenmäßigen, feinen Gesichtszügen und großen grauen Augen. 
(...)
Aber diese Frau, eine in der verschneiten, unermeßlich weiten Landschaft Rußlands verlorene Französin, hatte ihnen das Zauberwort beigebracht, das schön machte. Meine Großmutter mütterlicherseits... Sie war zu Beginn des Jahrhunderts in Frankreich geboren worden als Kind von Norbert und Albertine Lemonnier. Das Geheimnis des "petite pomme" war wahrscheinlich die allererste Legende, die unsere Kindheit bezauberte. Und sicher lieferte sie die ersten Worte aus jener Sprache, die meine Mutter scherzhaft meine "Großmuttersprache" nannte.

(...) Eines Tages fiel mir ein Photo in die Hände, das ich nicht hätte sehen sollen... (...)

Wer wissen möchte, wie die Geschichte weiter geht und  das Buch gerne lesen möchte, kann bei meinem Beitrag auf dem Fredissimas-Blog einen Kommentar hinterlassen und im Tausch dafür ein weiteres Buch besprechen und ebenfalls zur Weitergabe anbieten.

Das Los entscheidet über die Vergabe bei Mehrfachmeldungen.


3 Kommentare:

  1. Beim nächsten Foto hoffentlich an kleine Äpfel denke. Auf Fotos mache ich oft ein wenig anmutiges Gesicht ;)
    Klingt interessant.

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    1. Ich habe in der Bibliothek, wo ich viele Jahre gearbeitet habe, ein neues Wort gelernt... hehe... Katzenpisse!... Ist wirklich auch effektiv. Man muss schon immer sehr schelmisch lachen, während man's ausspricht... LOL

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